Seit 1964 befindet sich das hauptstädtische Athenäum, das zurzeit renoviert wird, auf dem Campus Geesseknäppchen in Luxemburg-Merl. Bereits in den 1930er Jahren beschäftigt die Suche nach einem neuen Standort für das Gymnasium die Abgeordneten, den Gemeinderat der Stadt Luxemburg und die Zeitungen.
Das Nationalarchiv stellt zu Beginn des neuen Schuljahres eine Reihe von Dokumenten aus den Jahren 1936-1939 vor, in denen u.a. die verschiedenen Standorte aufgezählt werden, die für das neue Athenäum in Frage kamen.
Das ehemalige Gebäude – in dem sich heute die Nationalbibliothek befindet – wurde Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut, und war Mitte der 1930er Jahre nicht nur veraltet, sondern auch zu klein für die rund 1.000 Schüler, die das Athenäum damals besuchten. 1936 warnt der Schuldirektor Joseph Wagener die Luxemburger Regierung über “die ernsthafte Gefahr, die uns allen droht, Lehrern sowie Schülern, in einem 300 Jahre alten Gebäude, dessen Innenraum zwanzig Mal völlig verändert wurde. Was auch immer passiert, niemand kann mir vorwerfen, keinen Warnruf abgegeben zu haben solange noch Zeit war.”
Mehrere Standorte kommen für die Verantwortlichen in Frage: das Heilig-Geist-Plateau, der südliche Teil des öffentlichen Parks (entlang der avenue Marie-Thérèse) oder das Glacis. Der Direktor und die Lehrer äußern sich zu den verschiedenen Standorten während einer Konferenz am 27. Oktober 1937. Das Gelände nördlich der Fondation Pescatore kommt zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Frage. Es ist aber genau dieser Standort, der 1938 von der Regierung und den Verantwortlichen der Stadt Luxemburg für das neue Athenäum-Gebäude ausgewählt wird, nachdem die Fondation Pescatore eingewilligt hatte, ihn für 4,5 Millionen Franken zu verkaufen. Der Direktor Wagener zeigt sich äußerst zufrieden mit dieser Lösung.
Der Beginn des Zweiten Weltkrieges und die Besatzung des Landes zwingen die Regierung 1940 jedoch, dieses Projekt aufzugeben. In den Monaten davor wurden allerdings bereits Pläne für den neuen Standort und das Gebäude entworfen. Dieser Plan, der im Oktober 1938 gezeichnet wurde, zeigt, wie jener Stadtteil, auf dem sich heute das Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg befindet, ausgesehen haben könnte.